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Abwandlungen der Marktplatz-Methode

In der Marktplatz-Methode steckt Potenzial, wenn es um die Fortentwicklung kreativer Formen bürgerschaftlichen Engagements geht, die Methode funktioniert auch in anderen Settings. Hier ein Überblick über den gegenwärtigen Stand von Marktplatz-Adaptionen.

Themenorientierte Marktplätze

Die Markplatz-Methode eignet sich auch, ein besonderes Thema der lokalen Bürgergesellschaft (Bildung/Schule, Integration, Senioren, etc.) zu fokussieren und den Marktplatz unter ein Motto zu stellen (bspw. Gute Bildungs-Geschäfte, Gute Geschäfte für Integration, Interkultureller Marktplatz), oder die Marktplatz-Teilnehmer zu animieren, mit ihren Angeboten und Nachfragen dieses Thema besonders zu berücksichtigen. Auf diese Weise kann über viele Vereinbarungen in einem Themengebiet ein kommunales Anliegen besonders hervorgehoben werden.

Mit ihrem offenen und flexiblen Rahmen ist die Marktplatz-Methode bspw. gut geeignet, schnell, bedarfsgerecht und unkompliziert Unternehmenskooperationen für die Hilfe und Integration geflüchteter Menschen zu aktivieren und Verbindungen zwischen engagementbereiten Unternehmen und Initiativen und Organisationen der Flüchtlingshilfe herzustellen

Der Marktplatz in einem Unternehmen

Wie die Fortis Bank in Utrecht (Niederlande) können Unternehmen gemeinnützige Organisationen auch zu einem internen Marktplatz einladen, bei dem die MitarbeiterInnen des Unternehmens konkrete Vereinbarungen für ihre privaten Engagements oder auch für Teameinsätze treffen, die anschließend bei einem unternehmensweiten AktivTag realisiert werden. Im ersten Schritt hat Fortis per E-Mail interessierte Mitarbeiter für einen solchen Tag eruiert und nach möglichen Handlungsfeldern im gemeinnützigen Bereich befragt. Aus diesen Handlungsfeldern wurde dann eine entsprechende Anzahl von Organisationen eingeladen.

Kooperationsbörse bei Konferenzen

Wer kennt das nicht? Man ist auf einer Konferenz und tauscht sich dort mit vielen interessanten Menschen aus. Aber nach der Konferenz verpufft die gewonnene gemeinschaftliche Energie im Nichts, denn die kurzzeitigen Kontakte reißen in der Regel ab.

Die Kooperationsbörse bietet einen Ausweg aus diesem Dilemma: Die Bertelsmann Stiftung verbindet mit der Entwicklung dieses Formates und der Veröffentlichung eines Leitfadens das Interesse, Konferenzen, Tagungen und große Workshops wirkungsorientierter zu gestalten, indem sie eine Methode bereitstellt, die Kontakte über das Ende einer Konferenz hinaus herstellen lässt. In einem organisierten „Konferenz-Speed-Dating“ können Sie Ihre Ideen mit anderen Teilnehmern der Veranstaltung besprechen, in Kooperationen gießen und sie in aktive Handlung umsetzen. Das ist die Quintessenz der Kooperationsbörse.

Marktplätze für bestimmte Zielgruppen

Für Jugendliche: Die EhrenamtAgentur Essen hat im Herbst 2009 einen Marktplatz speziell für junge Menschen, die ein freiwilliges Engagement suchen, organisiert. „Schüler trifft Ehrenamt“ war eine 2-stündige Veranstaltung, bei der sich junge Essener ab 14 Jahren in kürzester Zeit über das vielfältige Spektrum ehrenamtlicher Tätigkeiten in Essen informieren und direkt verbindliche Absprachen mit gemeinnützigen Einrichtungen ihrer Wahl treffen konnten.

Für alle BürgerInnen: Die Stadt Aalen hat am 14. November 2009 mit dem „1. Aalener Engagement-Marktplatz“ Organisationen, Vereine und Initiativen mit BürgerInnen der Stadt zusammengebracht, die sich freiwillig engagieren wollten.

Der Marktplatz als Bürgerforum

Ähnlich ist der Marktplatz auch im Landkreis Göppingen im Oktober 2012 eingesetzt worden, um BürgerInnen, die sich sinnvoll engagieren wollen, und Organisationen, Vereine und Initiativen, die freiwillig Engagierte suchen, zusammen zu bringen und konkrete Engagement-Vereinbarungen auszuhandeln. Diese Abwandlung der Marktplatz-Methode wird seit 2011 von den „BürgerForen“ verbreitet – einer Initiative des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff mit der Bertelsmann Stiftung und der Heinz Nixdorf Stiftung. In 25 Städten und Landkreisen in Deutschland wurden jeweils 400 nach einem Zufallsverfahren ausgewählte BürgerInnen eingeladen, über die Frage: „Wie wollen die Menschen in Deutschland vor dem Hintergrund zahlreicher Herausforderungen künftig zusammenleben?“ zu diskutieren, Vorschläge für ihre Region zu entwickeln und die Umsetzung einzelner Aspekte in Angriff zu nehmen. Die Marktplatz-Methode bietet dafür die Möglichkeit des direkten Austauschs zwischen den TeilnehmerInnen des BürgerForums und gemeinnützigen Organisationen in der Region, um sowohl Initiativen, die aus dem BürgerForum entstanden sind, zu realisieren, als auch das bürgerschaftliche Engagement in den Regionen innerhalb der bestehenden Strukturen und Projekte zu stärken.

Marktplatz Kultur und Schule in Sachsen Anhalt

Die bundesweiten Bildungsinitiative „Kinder zum Olymp!“ der Kulturstiftung der Länder veranstaltete am 5. Juni 2012 an sechs Standorten in Sachsen Anhalt zeitgleich den „Marktplatz Kultur und Schule in Sachsen Anhalt“. In Dessau-Roßlau, Genthin, Merseburg, Naumburg, Sangerhausen und Wernigerode kamen Vertreter von Kulturinstitutionen, Lehrer, Künstler sowie lokale Unternehmer zusammen und verabredeten neue Kulturprojekte für die Schülerinnen und Schüler ihrer Kommunen. Insgesamt registrierten die Organisatoren 270 TeilnehmerInnen aus Schule, Kultur und Wirtschaft, die vor Ort ihre jeweiligen Kooperations-Gesuche oder -Angebote offerierten. Es wurden 140 Absichtserklärungen für die gemeinsame Umsetzung von kulturellen Projekten besiegelt.

Kontaktpunkt Schule-Kultur 2010 in Oldenburg

Um Schulen und Kultureinrichtungen zusammen zu bringen und konkrete Kooperationen zu initiieren, hat das Kulturbüro der Stadt Oldenburg einen Marktplatz im Rahmen einer Fachtagung organisiert. Über das gesamte Vorhaben ist ein Evaluationsbericht erschienen, der auch die Erwartungen der Akteure und die konkreten Ergebnisse des Marktplatzes abbildet. Die Ergebnisse der Befragung haben gezeigt, dass die Beteiligten beim 2. Kontaktpunkt trotz der nahezu gleichen Teilnehmeranzahl im Hinblick auf die Umsetzung von Projekten eine deutlich größere Aktivität gezeigt haben. Mit ihren 34 Absichtserklärungen haben die Kooperationspartner aus den Bereichen Schule und Kultur die Kulturelle Bildung vorangebracht und den Kontaktpunkt als zentrale Veranstaltung in der Stadt Oldenburg nachhaltig geprägt.

Marktplatz der engagierten Wissenschaft

Möglichst viele Kooperationen für gemeinsame Lehr- oder Forschungsprojekte, von denen beide Seiten profitieren – das ist das Ziel dieses Marktplatzes im Juni 2013 an der Universität Augsburg, bei dem die interdisziplinäre Initiative „Bildung durch Verantwortung“ MitarbeiterInnen und Studierende verschiedener Fachbereiche der Universität mit MitarbeiterInnen aus gemeinnützigen Einrichtungen in Kontakt bringen möchte. Beispiel: Ein Altersheim möchte sein Image bei der Zielgruppe evaluieren und macht ein Match mit einer Dozentin für angewandte Forschungsmethoden. Im nächsten Semester findet das Seminar „Angewandte Forschungsmethoden“ statt, in dem die Studierenden in Zusammenarbeit mit dem Altersheim die Evaluation durchführen und auswerten.

Weitere Ideen

Marktplätze können sich z.B. auf bestimmte Stadtteile konzentrieren oder ausschließlich für Gemeinnützige aus unterschiedlichen Handlungsfeldern abseits der Verbandsinteressen neue Vernetzungen anbahnen, einzelne zentrale soziale Einrichtungen der Stadt (Schulen, Bürgerhäuser, Jugendzentren, Altenheime etc.) können einen Marktplatz für ihr sozialräumliches Umfeld (freiwillig Engagierte, Unternehmen aus der Nachbarschaft, Kooperationspartner etc.) veranstalten und über dieses Instrument ihre Jahresaktivitäten unter Einbezug ihrer Anspruchsgruppen planen – viele weitere Modifikationen der Marktplatz-Methode sind denkbar. Die Marktplatz-Methode hat das Potenzial, vor Ort je nach Ziel, Akteuren und Setting angepasst zu werden wenn es darum geht, unterschiedliche Gruppen zusammen zu bringen und zwischen ihnen Aktivitäten zu initiieren.

Wenn Sie eine neue Adaption der Marktplatz-Methode entwickelt haben und ausprobieren – melden Sie sich gerne bei uns.

Die Internetseite der Marktplatz-Methode wird gefördert durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

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